One Night Stand Premierenbericht

 

Groß angekündigt als DIE Comedy-Show des Jahres schraubte das erste gemeinsame Baby des aussergewöhnlichen Trios die Erwartungen in luftige Höhen. Willy Zwerger war am 12. Mai 2008 bei der Premiere in der Wiener Kulisse und wurde alles andere als enttäuscht.

Die Idee klang bereits beim ersten Mal brisant: Ein ONE NIGHT STAND zu Dritt - eine Frau, zwei Männer, eine Nacht. Die Frage war nur, wie verdichtet man die an sich bereits sehr starken Soloprogramme der drei Ausnahmecomedians zu einem gemeinsamen Abend, zu einer gemeinsamen Show?

Da kam praktisch die Vierte im Bunde zum Einsatz, Regie-Genie Marion Dimali, deren unverwechselbare Handschrift bereits Nadja Malehs FLUGANGSTHASEN auszeichnet. Es wurden neue, gemeinsame Nummern geschrieben, mit der WIENERWALDKLINIK eine gar köstliche Hörspiel-Serie aus dem scheinbar unerschöpflich fruchtbaren Comedyboden gestampft, Songs einstudiert und geübt, geübt, geübt.

Herausgekommen ist eine überaus feine, wirklich witzige Show, beste Unterhaltung, breitgefächertes Entertainment, eine runde Sache eben.
Und wie immer ist es die richtige Mischung, die eine Sache top werden lässt oder zum Flop. Knapp mehr als zwei Stunden bunt gemischte Humorpartikelchen vereinen sich schlußendlich zu einem großen Ganzen, von dem man sicher noch lange reden, hören, sehen und lesen wird.

Mag auch ohne weiteres sein, dass Initiator und Manager Christoph Grassmugg mit ONE NIGHT STAND einen richtungsweisenden Weg für zukünftige Unterhaltungsschienen gefunden hat, eine neue, erfrischende Route ist es allemal.

Doch all das wäre nicht möglich, wenn die Protagonisten selbst nicht dermaßen saugut wären, wie sie eben Nadja Maleh, Stefan Haider und Michael Schuller sind. Und zwar jeder auf seine, durchaus extrem unterschiedliche, Art und Weise. Auf der einen Seite Österreichs wahrscheinlich vielseitigste Schauspielerin mit unbändigem Drang zu skurrilen Figuren und einem mindestens ebenso großen Humorpotenzial. Auf der anderen Seite Stefan Haider, einer der unterschätztesten Comedians des Landes, der mit seinem Übermaß an Musikalität und der seltenen Gabe des Bauchredens auf höchstem Niveau punktet. Last but not least der Jüngste im Bunde, Michael Schuller, ein überaus seltenes Exemplar unserer Spezies, das sowohl in magischen als auch in komödiantischen Kreisen anerkannt und geschätzt wird. Und der noch dazu die Gabe hat aus beiden Welten gleichermaßen zum Niederknien komische und hochgradig verblüffende Symbiosen zu formen.

So avanciert dann auch Nadja Malehs Ex-DDR-Schnitte Ramona Krumelanke zum eigentlichen Star des Abends, wird sie ganz bewusst weit über den Status eines subtilen Running Gags gehievt.

Ganz besonders berührend und in vielerlei Richtungen ausbaufähig war das Liebesballaden-Battle zwischen Nadja Maleh und Stefan Haider, bei dem beide ihre stimmlichen Qualitäten einzusetzen wussten.

Einmal mehr genial und unvergleichlich Nadjas nonverbale Interpretation von Herbert Grönemeyers "Männer", urkomisch und nicht um die Burg zu durchschauen Michael Schullers Kunststückchen samt Publikumsbeteiligung, und ganz große Klasse Stefan Haiders Duett mit Vogel Frank - "What a wonderful world".

Zusammengefasst: Hier wird nicht nur von Entertainment geredet, hier wird wirklich entertained. Auch Comedy kommt von Können! Da können sich viele gerne das eine oder andere Gaglein abschneiden.

Zumindest diesen ONE NIGHT STAND sollten Sie sich gönnen - ein absoluter Pflichttermin!

Willy Zwerger für Klein&Kunst Onlein