Bericht von kabarett.cc

Premiere: Michael Schuller führte bei der Premiere im Spektakel vor Augen, was die Zuseher sehen wollen. Die Wahrheit hat mehr als zwei Seiten.

Der 24jährige Zauberkünstler und Comedian Michael Schuller legt mit seinem zweiten Solo-Programm "Ehrlich - Ein T(r)ick" eine Show hin, die schwer einzuordnen ist: Er pendelt zwischen Zauberkunst, Comedy und Kabarett. Diese scheinbar unvereinbaren Genres verbinden teils beeindruckende, teils beabsichtigt dilettantische, mit einem selbstironischen Augenzwinkern vorgeführte Tricks.

Spiel mit der Illusion
Michael Schuller will anfangs kein Zauberkunststück gelingen. Um darüber hinweg zu täuschen, wirft er mit Confetti um sich und ruft ein etwas verlegenes "Stimmung" in den Saal. Doch wer das erste Solo des jungen Mitglieds des "Magischen Cercle Wien" gesehen hat, weiß nur zu gut, dass Schuller ein außerordentlich begabter Zauberer ist. Mit seiner neuen Bühnenshow versucht er, einen Schritt weiter zu gehen: Er nimmt sich der großen Themen unserer Zeit an, steigert sich in punkto spektakulärer Tricks und zieht sein Publikum vermehrt in die Show mit hinein. Das Spiel mit der Illusion treibt seltsame Blüten - man erfährt am eigenen Leib, dass Wahrheit und Lüge näher beisammen liegen, als man sich gemeinhin eingestehen möchte.

Todesstrafe und Doping
Schuller verschafft sich mit seinen Tricks auf Anhieb die Aufmerksamkeit des Publikums. Wie er jedoch auch im Interview mit kabarett.cc anmerkte, sei es Ziel, ohne die Illusion bestehen zu können: Mit einer Mixtur aus Comedy und Kabarett. Ob dies gelingen wird, darf hinsichtlich des am vergangenen Dienstag vorgelegten Programms bezweifelt werden: Die Zaubernummern nehmen nicht nur zeitlich beträchtlichen Platz ein, sie spielen in der Show eine tragende Rolle. Würde man beispielsweise die Unterwasserentfesselungsaktion aus dem Programm streichen, bliebe von der zweiten Hälfte nicht viel übrig. Die lyrischen Einlagen verlören ohne begleitende Tricks an Ausdruckskraft. Er übt - oft in lakonischen Nebenbemerkungen - Kritik an den Zuständen in Guantanamo, greift Themen wie Rassismus, US-Justiz (Todesstrafe), Vogelgrippe und Doping auf - alles relativ lose und ohne unmittelbaren Zusammenhang.

Manche Zaubertricks sind in ihrer Inszenierung derart atemberaubend, dass es gar nicht mehr wichtig erscheint, was rundherum gesprochen wird. Etwa wenn er im Rahmen eines Kartentricks das gesamte Auditorium involviert. Da fällt so manches Unterkiefer aus den Gesichtern der fassungslosen Zuseher. Manche Tricks kennt man aus dem alten Programm und anderen Zaubershows, Schuller versucht aber, diesen Standard-Nummern eine spezielle Note zu verleihen. Spektakuläre Kunststücke tragen wesentlich zur Unterhaltsamkeit des Programms bei, schaden jedoch dem Vortrag. Sollte es tatsächlich Ziel des jungen Zauberers sein, Kabarett und/oder Comedy zu bieten, dann muss er noch einiges an inhaltlicher Arbeit leisten.

Allegorische Figur Wahrheit
Was man Schuller auf jeden Fall zu Gute halten muss: Die selbstironische und -reflexive Art, sein eigenes Genre, dessen Image und Vermarktung (etwa der eigene PR-Gag, die Schwebe-Illusion Copperfields enthüllen zu wollen) zu analysieren. Die schnellen Perspektivenwechsel und des geschickte Spiel mit Wahrheit und Lüge, mit Illusion und Realität und den Erwartungen der Zuseher. Besonders originell die Idee, sich gerade als Zauberer einem entlarvenden Lügendetektor auszusetzen. Auch die reimende, allegorische Figur der Wahrheit, in die Schuller zwischendurch immer wieder schlüpft, bereichert das Programm um eine interessante Ebene. Ab und zu spielt er eine Nummer an, um sie in der Figur der Wahrheit aufzulösen. Dabei wird nie erklärt oder mit dem moralisierenden Zeigefinger herumgefuchtelt - mysteriös bleibt die Show bis zum Schluss. Und wer sich noch bei der anschließenden Premierenfeier gefragt hat, wie der eine oder andere Trick funktioniert, dem ist sowieso nicht zu helfen. Denn alles ist Ansichtssache, die Wahrheit hat unzählige Facetten und vor allem Zeit: Die Wahrheit hat keine Stunde - und mit Sicherheit nicht in diesem Programm.


Nivea Fabian, Fotos: Barbara Nedved
kabarett.cc,  23.02.2006

Bericht von Kleinundkunst

Was am Programm von Michael Schuller so fasziniert, ist diese Undurchschaubarkeit und wunderbare Vielseitigkeit.

Er mimt eine Art Pausenclown auf der Bühne, der mit Confetti um sich wirft um Stimmung aufkommen zu lassen. Doch dies bräuchte er nicht wirklich, denn seine Tricks, die man zwar teilweise kennt, aber man wird ja doch nie dahinter kommen, wie sie nun tatsächlich funktionieren sind sehr amüsant. Schließlich ist die Wahrheit immer Illusion.

Da verschwinden z.B. Karten und Tücher oder es werden durch Hellsehen bestimmte Gedanken erraten oder diverse Entfesselungen finden statt und all das wird wunderbar herrlich mit Comedy und Schmäh ergänzt. Doch auch aktuelle Themen wie Vogelgrippe oder Dopingkontrollen werden ins Programm mit einbezogen.

Michael Schuller verzaubert von der ersten bis zur letzten Minute und er versteht es, sein Talent der Magie geschickt einzusetzen. Eine beeindruckende Jongliernummer, aber auch der Seiltrick in Kombination mit Reimen u.a. von Rainer Maria Rilke oder Wilhelm Busch lassen nichts zu wünschen übrig.

Ein großartiges Programm das sehr unterhaltsam und kurzweilig ist, es fesselt ungemein und sollte auf jeden Fall gesehen werden.


Lia Auerböck für Klein&Kunst Onlein